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Bergsdorf im Sommer

Liebe Freundinnen und Freund des Museums,

als Kurt und ich vor vierzig Jahren unsere erste Terrasse in Portugal anlegten, haben wir von Antonio, unserem Maurer etwas gelernt, Er konnte weder lesen noch schreiben dafür hat er aber sein Handwerk gut beherrscht. Er wusste, dass man bei größeren Flächen Dehnungsfugen anlegen muss, weil sonst der Beton reißt, wenn im Sommer die Temperatur steigt.

Inzwischen bröseln in Berlin die Stehlen vom Holocaustmahnmal. Nach Untersuchungen von mehreren Professoren aus Bauphysikalischen Instituten liegt das an der Erwärmung im Sommer. Wer hätte das gedacht. Der Beton dehnt sich dann aus und es entstehen Risse. Das Eis im Winter gibt den Säulen dann den Rest. Bei der Planung und Ausführung des Denkmals vor 10 Jahren konnte man das jedoch nicht vorhersehen. Aber die Erderwärmung schreitet unerbittlich voran und man hat von solchen Extremwetterlagen damals noch nichts ahnen können. Dabei hätte man nur die alten Ostexperten zu fragen brauchen, die es in diesem Landstrich sicher noch gibt. Die wussten genau, wer der größte Feind der DDR-Wirtschaft war, der Sommer, der Frühling, der Herbst und der Winter.

Architekt Peter Eisenmann soll bei der Einweihung seines Denkmals geschwärmt haben, der beste Beton den es je in Berlin gab, er wird 1000 Jahre halten. Na ja, das Scheitern von tausendjährigen Projekten hat ja in dieser Gegend Gott sei Dank schon Tradition.

Nur ein paar Meter weiter kämpft die Bauleitung der Berliner Staatsoper mit anderen Widrigkeiten. Zu ihrer großen Überraschung hat sich herausgestellt, dass der Untergrund modrig ist, in dem sie ihren Tunnel graben will. Na so eine Überraschung ! Morast am Ufer der Spree! So einen Sumpf hätte man doch allenfalls etwas weiter nördlich bei der Deutschen Bank vermutet. Aber Schuld daran sind nur die Baumeister aus vergangen Epochen, die sind ihrer Dokumentationspflicht nicht nachgekommen und haben nicht aufgeschrieben, warum sie dort Hunderte von Eichenpfählen in den Boden gerammt haben.

Bei unserem unerbittlichen Klima ist es auch kein Wunder, dass jetzt beim neuen Hauptbahnhof schon Millionen nachgeschossen werden müssen.. Auch hier war Herr Mehdorn der Spezialist. Na ja, das Gebäude ist schließlich schon 2002 fertiggestellt worden. Leider muss aber auch die 2004 eröffnete Berlinische Galerie schließen, doch nicht lange, denn zum Glück sind die Bauschäden dort nicht besonders groß.

Aber wenn schon ein so kleiner Kubus im Stehlenfeld von verhältnismäßig geringem Volumen (die größte Stehle am Feld ist gerade mal 4 Meter hoch) unseren Extremwetterlagen nicht gewachsen ist, sehe ich ziemlich schwarz für Fertigstellung unseres neuen Flughafens. Obwohl es dort neuerdings wie geschmiert laufen soll. Ich befürchte, dass die ersten Bauten schon zerkrümeln werden, bevor die Brandschutzanlage richtig funktioniert.

Na ja, ich hätte da so eine Idee. Man sollte die Planung noch mal überdenken und vorausgesetzt, der Untergrund ist nicht morastig, den Airport unter die Erde verlegen, so könnte der Bausubstanz auch die ungünstigsten Wetterlagen nichts anhaben. Und die Flugzeuge könnten unterirdisch selbst beim größten Schneesturm starten und landen. Das wäre doch ein echter Standortvorteil.

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